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 Huckepack Preis 2021

 

Die HUCKEPACK-Jury kürte im Jahr 2021 aus insgesamt 444 vorliegenden Bilderbüchern einstimmig „Ein eiskalter Fisch“ zum diesjährigen Preisträger.

Huckepack2021 TitelBIld
 
 
Frauke Angel (Text) & Elisabeth Kihßl (Illustration):
Ein eiskalter Fisch

Tyrolia 2020. 

 
Der Tod eines Haustieres bricht das Schweigen und die Gefühlskälte in einer Familie, die wir hier nur ganz kurz kennenlernen, und die uns nach der Lektüre dennoch lange nicht wieder loslässt.
Der Anblick des leeren Aquariums seines Kindes bewegt etwas im Vater. Er, den die Mutter in einem Brief als „eiskalten Fisch“ bezeichnet, wird von Gefühlen übermannt und kann so nach offenbar langer Zeit sein Kind umarmen. Für das Kind wird so der Tod des Fisches zum Auslöser für den schönsten Tag in seinem Leben. Geborgen in der kaum gekannten Umarmung des sonst so verhaltenen Vaters weint es ein wenig länger als nötig, damit der Moment nicht zu schnell vergeht.
 
Frauke Angel erzählt sehr geschickt und wir fragen uns: Wie hängt alles zusammen? Die nicht eindeutige Chronologie und die unklare Familiensituation bieten eine Vielzahl an Deutungs- und Identifikationsmöglichkeiten, die auf den einen heilenden und tröstenden Moment zulaufen, in dem die Familie gemeinsam Abschied von dem gestorbenen Fisch nimmt. Die blaugraue, leicht kühle Atmosphäre der Geschichte wird von Elisabeth Kihßl in zarten Aquarellen eingefangen – wunderbar.
In dieser Familie nehmen sich alle irgendwie gegenseitig HUCKEPACK, finden wir - das Kind den Vater, weil der endlich einen Moment erfährt, in dem er Gefühle zulassen kann. Die Eltern das Kind, weil sie es in seiner Traurigkeit auffangen und trösten. Und darüber letztlich das Buch uns alle, die wir lesen, lachen und schluchzen können und all diese Gefühle noch lange nach dem Lesen in uns nachklingen. Dass Elisabeth Kihßl genau die HUCKEPACK-Situation auch noch auf dem Cover eingefangen hat, ist da absolut noch das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem „i“!!!
 
Herzlichen Glückwunsch an diese sehr verdienten Preisträgerinnen!
 
Cornelia Tillmanns hat das Bilderbuch eingelesen und gemeinsam mit Marcel Hallensleben von Soundsquirrel Braunschweig ein zauberhaftes Bilderbuchkino dazu erstellt, das für einen begrenzten Zeitraum kostenfrei auf der Homepage des Tyrolia-Verlages eingesehen werden kann:
 
 

Joana Osman erhält Phantastikpreis der Stadt Wetzlar

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(--) Die deutsch-palästinensische Autorin Joana Osman erhält den mit 4.000 Euro dotierten Phantastikpreis 2020 der Stadt Wetzlar. Das hat die Stadt Wetzlar am Donnerstag (9. Juli) bekanntgegeben, nachdem die achtköpfige Fachjury, bestehend aus Vertretern von Buchhandel, Verlagswesen, Bibliothek, Schule, Universität und Presse, aus über 60 eingereichten Titeln mit deutlicher Mehrheit Osmans „Am Boden des Himmels“ (Atlantik Verlag 2019) ausgewählt hat.

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Die 1982 geborene Schriftstellerin Osman lebt als Autorin und Dozentin in der Nähe von München. Ihr Debütroman handelt von der arabisch-israelischen Journalistin Layla, die eigentlich davon träumt, mit Reportagen über die großen politischen Themen Menschen aufzurütteln. Stattdessen berichtet sie für ihren Provinzradiosender über lokale Schönheitswettbewerbe und verliest die Verkehrsmeldungen, bis eines Tages ein Wunder geschieht: Erbitterte Feinde liegen sich plötzlich versöhnt in den Armen und die einzige Erklärung scheint ein ‚Engel‘ zu sein, der Menschen dazu befähigt, mit den Augen des jeweils anderen zu sehen. Laylas Recherchen führen zu einem 19-jährigen Palästinenser, der bald darauf unter Terrorverdacht verhaftet wird.

Joana Osmans Roman nehme sich mit viel Feingefühl des schweren Themas des Nahostkonflikts an. Dabei nähere er sich mit phantastischen Mitteln einem sehr realen Problem, erklärt die Jury. Über dem gesamten Text liege ein Hauch des Wunderbaren, das es bräuchte, um diesen Konflikt zu lösen. Osman bewege sich immer im Grenzbereich des Phantastischen, ohne jemals in Kitsch abzugleiten: Ein „Engel“ diene als Empathie-Katalysator, der Feinden Einblick in die Perspektive des Gegners ermöglicht, Träume hinterließen Spuren in der Wirklichkeit und materialisierten das kollektive Gedächtnis Israels. Keine der Figuren werde zum bevorzugten Sympathieträger – was in diesem Fall einer Parteinahme gleichkäme –, und doch seien sie so einzigartig gezeichnet, dass sie auch nach der Lektüre noch lange nachhallten. Die Autorin verstehe es darüber hinaus, mit einer einfühlsamen, bildreichen und zugleich knappen Sprache vor allem die Schauplätze so zu beschreiben, dass man sie förmlich riechen, schmecken und hören könne. Die Preisverleihung ist am 4. September in Wetzlar vorgesehen.

Der Phantastikpreis der Stadt Wetzlar wird seit 1983 verliehen. Zu den Preisträgern gehören Rafik Schami, Carl Amery, Thomas Glavinic, Cornelia Funke und Christian Kracht.

 

Huckepack Preis 2023

wird schon schiefgehen ente isbn 978 3 522 45964 8 4

 Zum achten Mal wurde am 5. Mai 2023 in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar der mit 1000,- € dotierte und vom pädagogischen Verlag das netz gestiftete HUCKEPACK-Bilderbuchpreis vergeben. Durchsetzen konnte sich ein Titel aus dem Stuttgarter Thienemann-Verlag: „Wird schon schiefgehen, Ente“ der beiden Schweizer Daniel Fehr und Raphaël Kolly überzeugte als stärkstes Bilderbuch, das sich im Rahmen des Vorlesens dazu eignet, ein Kind emotional zu stärken.

In dem humorvollen und in warmen Farben illustrierten Bilderbuch macht sich ein sehr ungleiches Paar auf den Weg durch den Wald, um dem Biber einen Besuch abzustatten: Eine resolute kleine Maus, die auf alle Situationen im Leben bestens vorbereitet ist, und eine eher häusliche Ente, die sich angesichts der möglicherweise draußen lauernden Gefahren nur mit allergrößten Bauchschmerzen auf das Abenteuer „Spaziergang“ einlässt: Sie könnten verhungern oder verdursten, gefressen werden oder sich selbst mit Beeren vergiften – Entes Schreckensszenarien nehmen kein Ende. Maus bleibt vollkommen ruhig, nimmt Entes Angst ernst und Ente selbst einfach so, wie sie ist, und dirigiert sie so sanft bis ans Ziel. Daniel Fehr und Raphaël Kolly heben in wenigen Worten und klar strukturierten Bildern die humorvolle Note dieser beiden so gegensätzlichen Figuren hervor und charakterisieren die überängstliche Ente mit einem liebevollen Augenzwinkern, ohne sich über sie lustig zu machen. Mit ihrem ungleichen Paar bieten sie einem breiten Publikum die Möglichkeit, sich durchaus mit einer der beiden Figuren zu identifizieren, dabei aber gerne gerade die andere als Lieblingsfigur auszuzeichnen – oder aber auch mal zu wechseln, je nachdem, ob man sich gerade eher entig oder mausig fühlt.

519 Bilderbücher aus dem Jahr 2022 wurden von der Jury eingehend geprüft und dabei besonders auf die Frage hin untersucht, ob Figuren oder Geschichten „Huckepacknehmer“ sind, sprich: ob es ihnen gelingt, ein Kind aufzufangen, es zu ermutigen oder es gar seelisch zu stärken. Den Huckepack-Gedanken, nämlich einem Kind gleichzeitig Stabilität und Weitsicht zu verleihen, sah die Jury in „Wird schon schiefgehen, Ente!“ am besten umgesetzt. Die Bilderbuchexpert*innen aus Bremen, der Wetterau, Wertheim und Wetzlar schätzen besonders die ruhige Art der Maus, die der Ente ihre Sorgen lässt und ihr zeigt, dass man auch mit seinen Ängsten zurechtkommen und ein Ziel erreichen kann. Der Preis wurde am Freitag, den 5. Mai 2023 im Rahmen eines pädagogischen Fachtags zum Thema „Mit-Gefühl erleben“ vertretungsweise an Lektorin Anna Janke vom Thienemann-Verlag übergeben.

 

 

Programm-Rückschau

 

9.00 Uhr
Anreise und Einlass

9.30 Uhr
Der HUCKEPACK-Gedanke: Mit Bilderbüchern Kinder stärken

9.45 bis 10.30 Uhr
Bilderbuch-Begegnungen
Vorstellung aller Titel der Bestenliste

10.30 bis 10.45 Uhr
Kaffeepause

10.45 bis 11.30 Uhr
Mit-Gefühl erleben Von der heilsamen Kraft der Bilderbücher, Kindern Empathie nahezubringen
(Vortrag von Christian Dittmann, Uni Siegen)

11.40 bis 12.00 Uhr
Wenn die ganze Welt ... erzählt Wie Bilder im Kopf entstehen können
(Geschichtenerzähler Marco Holmer)

12.00 bis 13.30 Uhr
Mittagspause

13:30 - 15:30 Uhr
Workshops:

15:30 bis 16:00 Uhr
Kaffeepause

16:00 bis 16:30 Uhr
Bericht aus den Workshops

16:30 bis 16:45 Uhr
Der kleine Huckepack
Bilderbuchlieblinge der Kinderjurys
(Kita Hörbach, Kita Merkenbach, Familienzentrum Nauborn)

16:45 bis 17:00 Uhr
Musikalische Einstimmung / Bilderbuchkino
(Cornelia Tillmanns)

17:00 Uhr
Laudatio und Preisverleihung
(Dr. Elisabeth Hollerweger, Uni Bremen)

 

Download des Programms als Flyer

Adrian klein

Siegel Preistraeger

 

 
 
 
 
 
 
 
 
Die HUCKEPACK-Jury kürte im Jahr 2020 aus insgesamt 373 vorliegenden Bilderbüchern einstimmig „Adrian hat gar kein Pferd“ zum diesjährigen Preisträger.
 
Marcy Campbell (Text) und Corinna Luyken (Illustration):
Adrian hat gar kein Pferd!
Aus dem Amerikanischen von Uwe-Michael Gutzschhahn.
cbj 2019
 
 
Weil der stets abseits stehende und vor sich hinträumende Adrian immer von seinem Pferd erzählt, obwohl klar ist, dass er gar keins haben kann, platzt Zoe fast vor Wut. Da nimmt ihre Mutter sie auf einen Spaziergang mit und zeigt ihr Adrians Welt. Und plötzlich ist es gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass er vielleicht DOCH ein Pferd haben könnte …? 
Dieses zauberhaft gestaltete Bilderbuch um Empathie und die Macht der Phantasie ist in den Augen der Jury aus mehreren Gründen besonders hervorzuheben: Zum einen demonstriert es, wie wichtig Träume im Leben sind; Adrian hat objektiv gesehen wenig Schönes, aber er lässt sich davon nicht entmutigen, sondern erschafft in seinem schäbigen kleinen Zuhause allein mit der Macht seiner Phantasie das schönste Pferd der Welt. Von ihm zu erzählen, erfüllt ihn mit Glück. Zum anderen lernen wir durch die erzählende Zoe, dass es wichtig ist, zwischen Träumen und Lügen zu unterscheiden. Zoe begreift das erst in dem Moment, als sie Adrian vor dem winzigen Haus seines Großvaters stehen sieht und ihr klar wird, warum „sein“ Pferd eine so große Bedeutung für ihn hat. Corinna Luyken lässt die Bilderbuchbetrachter dieses Erkennen miterleben, indem sie aus den Blumen, Gräsern und Pflanzen um Adrian herum allmählich die Umrisse eines Pferdes herausstreicht - ein richtiger Gänsehautmoment! Nicht zuletzt aber zog auch Zoes Mutter die Aufmerksamkeit der Jury auf sich. Besonnen und ohne ihrem Kind eine Erklärung vorzusetzen gibt sie Zoe allein durch ihr Verhalten die Möglichkeit, selbst herauszufinden, was hinter Adrians Geschichten von seinem Pferd steckt. Sie nimmt ihre Tochter ernst und begegnet ihr auf Augenhöhe - eines der Kriterien, nach denen der Preis ausgesucht wird.

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