Die HUCKEPACK-Jury kürte im Jahr 2021 aus insgesamt 444 vorliegenden Bilderbüchern einstimmig „Ein eiskalter Fisch“ zum diesjährigen Preisträger.
Tyrolia 2020.
Tyrolia 2020.
(--) Die deutsch-palästinensische Autorin Joana Osman erhält den mit 4.000 Euro dotierten Phantastikpreis 2020 der Stadt Wetzlar. Das hat die Stadt Wetzlar am Donnerstag (9. Juli) bekanntgegeben, nachdem die achtköpfige Fachjury, bestehend aus Vertretern von Buchhandel, Verlagswesen, Bibliothek, Schule, Universität und Presse, aus über 60 eingereichten Titeln mit deutlicher Mehrheit Osmans „Am Boden des Himmels“ (Atlantik Verlag 2019) ausgewählt hat.
Die 1982 geborene Schriftstellerin Osman lebt als Autorin und Dozentin in der Nähe von München. Ihr Debütroman handelt von der arabisch-israelischen Journalistin Layla, die eigentlich davon träumt, mit Reportagen über die großen politischen Themen Menschen aufzurütteln. Stattdessen berichtet sie für ihren Provinzradiosender über lokale Schönheitswettbewerbe und verliest die Verkehrsmeldungen, bis eines Tages ein Wunder geschieht: Erbitterte Feinde liegen sich plötzlich versöhnt in den Armen und die einzige Erklärung scheint ein ‚Engel‘ zu sein, der Menschen dazu befähigt, mit den Augen des jeweils anderen zu sehen. Laylas Recherchen führen zu einem 19-jährigen Palästinenser, der bald darauf unter Terrorverdacht verhaftet wird.
Joana Osmans Roman nehme sich mit viel Feingefühl des schweren Themas des Nahostkonflikts an. Dabei nähere er sich mit phantastischen Mitteln einem sehr realen Problem, erklärt die Jury. Über dem gesamten Text liege ein Hauch des Wunderbaren, das es bräuchte, um diesen Konflikt zu lösen. Osman bewege sich immer im Grenzbereich des Phantastischen, ohne jemals in Kitsch abzugleiten: Ein „Engel“ diene als Empathie-Katalysator, der Feinden Einblick in die Perspektive des Gegners ermöglicht, Träume hinterließen Spuren in der Wirklichkeit und materialisierten das kollektive Gedächtnis Israels. Keine der Figuren werde zum bevorzugten Sympathieträger – was in diesem Fall einer Parteinahme gleichkäme –, und doch seien sie so einzigartig gezeichnet, dass sie auch nach der Lektüre noch lange nachhallten. Die Autorin verstehe es darüber hinaus, mit einer einfühlsamen, bildreichen und zugleich knappen Sprache vor allem die Schauplätze so zu beschreiben, dass man sie förmlich riechen, schmecken und hören könne. Die Preisverleihung ist am 4. September in Wetzlar vorgesehen.
Der Phantastikpreis der Stadt Wetzlar wird seit 1983 verliehen. Zu den Preisträgern gehören Rafik Schami, Carl Amery, Thomas Glavinic, Cornelia Funke und Christian Kracht.
Zum achten Mal wurde am 5. Mai 2023 in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar der mit 1000,- € dotierte und vom pädagogischen Verlag das netz gestiftete HUCKEPACK-Bilderbuchpreis vergeben. Durchsetzen konnte sich ein Titel aus dem Stuttgarter Thienemann-Verlag: „Wird schon schiefgehen, Ente“ der beiden Schweizer Daniel Fehr und Raphaël Kolly überzeugte als stärkstes Bilderbuch, das sich im Rahmen des Vorlesens dazu eignet, ein Kind emotional zu stärken.
In dem humorvollen und in warmen Farben illustrierten Bilderbuch macht sich ein sehr ungleiches Paar auf den Weg durch den Wald, um dem Biber einen Besuch abzustatten: Eine resolute kleine Maus, die auf alle Situationen im Leben bestens vorbereitet ist, und eine eher häusliche Ente, die sich angesichts der möglicherweise draußen lauernden Gefahren nur mit allergrößten Bauchschmerzen auf das Abenteuer „Spaziergang“ einlässt: Sie könnten verhungern oder verdursten, gefressen werden oder sich selbst mit Beeren vergiften – Entes Schreckensszenarien nehmen kein Ende. Maus bleibt vollkommen ruhig, nimmt Entes Angst ernst und Ente selbst einfach so, wie sie ist, und dirigiert sie so sanft bis ans Ziel. Daniel Fehr und Raphaël Kolly heben in wenigen Worten und klar strukturierten Bildern die humorvolle Note dieser beiden so gegensätzlichen Figuren hervor und charakterisieren die überängstliche Ente mit einem liebevollen Augenzwinkern, ohne sich über sie lustig zu machen. Mit ihrem ungleichen Paar bieten sie einem breiten Publikum die Möglichkeit, sich durchaus mit einer der beiden Figuren zu identifizieren, dabei aber gerne gerade die andere als Lieblingsfigur auszuzeichnen – oder aber auch mal zu wechseln, je nachdem, ob man sich gerade eher entig oder mausig fühlt.
519 Bilderbücher aus dem Jahr 2022 wurden von der Jury eingehend geprüft und dabei besonders auf die Frage hin untersucht, ob Figuren oder Geschichten „Huckepacknehmer“ sind, sprich: ob es ihnen gelingt, ein Kind aufzufangen, es zu ermutigen oder es gar seelisch zu stärken. Den Huckepack-Gedanken, nämlich einem Kind gleichzeitig Stabilität und Weitsicht zu verleihen, sah die Jury in „Wird schon schiefgehen, Ente!“ am besten umgesetzt. Die Bilderbuchexpert*innen aus Bremen, der Wetterau, Wertheim und Wetzlar schätzen besonders die ruhige Art der Maus, die der Ente ihre Sorgen lässt und ihr zeigt, dass man auch mit seinen Ängsten zurechtkommen und ein Ziel erreichen kann. Der Preis wurde am Freitag, den 5. Mai 2023 im Rahmen eines pädagogischen Fachtags zum Thema „Mit-Gefühl erleben“ vertretungsweise an Lektorin Anna Janke vom Thienemann-Verlag übergeben.
9.00 Uhr
Anreise und Einlass
9.30 Uhr
Der HUCKEPACK-Gedanke: Mit Bilderbüchern Kinder stärken
9.45 bis 10.30 Uhr
Bilderbuch-Begegnungen
Vorstellung aller Titel der Bestenliste
10.30 bis 10.45 Uhr
Kaffeepause
10.45 bis 11.30 Uhr
Mit-Gefühl erleben Von der heilsamen Kraft der Bilderbücher, Kindern Empathie nahezubringen
(Vortrag von Christian Dittmann, Uni Siegen)
11.40 bis 12.00 Uhr
Wenn die ganze Welt ... erzählt Wie Bilder im Kopf entstehen können
(Geschichtenerzähler Marco Holmer)
12.00 bis 13.30 Uhr
Mittagspause
13:30 - 15:30 Uhr
Workshops:
15:30 bis 16:00 Uhr
Kaffeepause
16:00 bis 16:30 Uhr
Bericht aus den Workshops
16:30 bis 16:45 Uhr
Der kleine Huckepack
Bilderbuchlieblinge der Kinderjurys
(Kita Hörbach, Kita Merkenbach, Familienzentrum Nauborn)
16:45 bis 17:00 Uhr
Musikalische Einstimmung / Bilderbuchkino
(Cornelia Tillmanns)
17:00 Uhr
Laudatio und Preisverleihung
(Dr. Elisabeth Hollerweger, Uni Bremen)